Resilienz in Organisationen –
mehr als Burnout-Prävention.

„Burnout“ ist nicht nur eine schwere existentielle Lebenskrise für den Betroffenen, sondern in Ursache und Auswirkung auch katastrophal für Unternehmen. Und bei gehäuftem Auftreten wirft es ein schlechtes Licht auf die Unternehmenskultur. Daher wird, auch von der Wirtschaftskammer, der Burnout-Prävention große Bedeutung eingeräumt.

Synonym zu „Burnout-Prävention“ taucht immer öfter das Wort „Resilienz“ auf, ja es entwickelt sich zunehmend zum Modewort. Ein gutes Indiz dafür sind die Erwähnungen in der Suchmaschine „Google“: Bis zur Jahrtausendwende gab es gerade mal 2800 Treffer, allein seit Anfang 2023 bis heute etwa 3,7 Millionen.

Als Übersetzung bzw. Definition wird meist „Widerstandsfähigkeit“ angeboten, konkret (psychische) Widerstandsfähigkeit in Lebenskrisen, gegen Stress, Bedrohungen…

Diese Definition greift allerdings zu kurz! Das lateinische Wort „resiliare“ bedeutet nämlich etwas anderes, nämlich zurückspringen zurückfedern…, es drückt also etwas Dynamisches aus – im Gegensatz zum Widerstand.

Und das ist jetzt keine sprachtheoretische Spielerei, sondern richtet das Augenmerk auf etwas Wesentliches, insbesondere in der Burnout-Prophylaxe: nicht aushalten, durchstehen, sondern flexibel reagieren führt erfolgreich aus der Krise bzw. verhindert, dass die kritische Situation sich zur Katastrophe auswächst!

Resilienz – ein wunderbares, gesundheitserhaltendes Prinzip!

Und das gilt nicht nur für den einzelnen Menschen, sondern auch für Unternehmen! Auch hier gilt: die Flexibelsten kommen am besten durch die Krisen – das hat sich sowohl in der Wirtschaftskrise 2008 als auch bei Corona gezeigt.

„Organisationale Resilienz“ – in den letzten Jahren zunehmend im Fokus – beschäftigte sich zunächst mit dem Umgang mit psychischer Belastung am Arbeitsplatz. Thema war also zunächst immer noch die Resilienz des einzelnen Mitarbeiters. Zunehmend wurde aber klar, dass die Prinzipien der Situationselastizität auch auf das ganze Unternehmen angewendet werden können.

Und für die Organisationale Resilienz gibt es eindeutige Faktoren.

Diese wurden 2017 in einer ISO-Norm (22316:2017) definiert.

Kurz zusammengefasst:

  • Faktor #1 unterstreicht die Wichtigkeit einer Unternehmensvision, die von allen Mitarbeitenden geteilt und gelebt wird.
  • Faktor #2 betrifft das Beobachten und Verstehen des unternehmerischen Umfeldes (oft beschrieben als VUCA – volatil, unsicher, komplex und ambig=mehrdeutig)
  • Die Faktoren #3 bis #7 beschreiben die unternehmerischen Werkzeuge in der Umsetzung der Unternehmensziele (Führungs- und Kommunikationskultur, Wissensmanagement und Ressourcen-Logistik, Schnittstellendesign)
  • Die Faktoren #8 und #9 schließlich betreffen die Kybernetik (Selbststeuerung), also Prozess-Management und KVP-Integration.

In einer Zeit, in der – glücklicherweise – die arbeitenden Menschen gesundheitsbewusster werden und auf ihre eigenen psychischen Bedürfnisse achten, ist es wichtig, dass auch Unternehmen ihre Strukturen gesund erhalten und die betrieblichen Abläufe dynamisch gestalten. Nur dann werden sie sich die Loyalität resilienter Mitarbeiter sichern und in schwierigen Zeiten erfolgreich agieren können.

Dr. Johannes Hofmann
Facharzt für Radiologie und Coach

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